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Comic-Review: Frank Herbert’s Dune: Die Graphic Novel – Buch 1

Das Spice muss fließen!

1965 erschien einer der wichtigsten Romane der SciFi-Geschichte: Dune. Frank Herbert verpackte zahlreiche zeitlose Themen in sein Epos, das im Laufe der nächsten 20 Jahre auf insgesamt sechs Bände anwachsen, mehrere Filmumsetzungen (die jüngste wurde wegen Corona auf Herbst 2021 verschoben) bekommen und nicht zuletzt eine Vielzahl an Videospielen inspirieren sollte. Auch als Comic gab es Dune schon zu bewundern – anlässlich der Verfilmung von David Lynch Mitte der 80er erschienen auch Marvel-Comic-Umsetzungen. Doch jetzt kann die Geschichte von Paul Atreides und dem Wüstenplanet Arrakis, genannt Dune, in einer völlig neuen Graphic Novel-Adaption bewundert werden.

In einer weit entfernten Zukunft: Die wichtigste Substanz im Universum ist das Spice – ein Stoff, die nicht nur lebensverlängernd wirkt, sondern auch interstellare Raumreisen erst möglich macht. Allerdings existiert die Spice-Melange nur an einem einzigen Ort: dem Wüstenplaneten Arrakis. Es ist eine dementsprechend hohe Ehre (und eine Möglichkeit für großen Profit), mit dem Lehen dieses lebensfeindlichen Orts belegt zu werden. Als die Geschichte beginnt, übernimmt das noble Haus Atreides die Herrschaft über Arrakis. Der Umzug vom wasserreichen Stammsitz Caladan in die Wüste fällt der Atreides-Familie – neben Herzog Leto auch seine Geliebte Jessica und ihr Sohn Paul, der vielleicht die Erfüllung eines alten Bene Gesserit-Plans darstellt, sowie zahlreiche Getreue – nicht leicht. Leider bestätigt sich schon bald die Ahnung, dass der Vorbesitzer, Baron Harkonnen, Arrakis nicht einfach aufgeben will und der Wüstenplanet eine Falle ist …

Mit dem ersten Band der Graphic Novel setzen die Autoren nicht etwa den ganzen ersten Roman um, sondern präsentieren auf fast 200 Seiten nur das erste Drittel der Geschichte. Dementsprechend stellt diese Ausgabe vor allem eine Einführung in das komplexe Dune-Universum dar und muss eine Menge Charaktere, Organisationen und Ideen einführen, was a) Neulinge ein wenig abschrecken könnte (so manches Detail war im Roman dann doch besser erklärt) und b) die Story zunächst ein wenig ausbremst, bevor es zu einem spannenden ersten Höhepunkt geht. Dass man sich dabei sehr genau an der Vorlage orientiert, ist wohl den Autoren zu verdanken: Kevin J. Anderson und Brian Herbert, der Sohn von Frank Herbert, die auch die nicht unumstrittenen neuen Bücher im Dune-Universum geschrieben haben, zeichnen auch hier als Autoren verantwortlich. Es gelingt ihnen, die doch deutlich umfangreichere Vorlage zu komprimieren, ohne dabei allzu viele Details und Inhalt zu verlieren – sogar die vielen internen Gedankengänge der Charaktere werden passend repräsentiert.

Für die grafische Umsetzung zeichnen Raúl Allén und Patricia Martín verantwortlich. Es gelingt dem Duo dabei, eine frische Sicht auf das Universum zu kreieren, das jahrelang von den Designs des Lynch-Films geprägt war. Neben einigen gelungenen, dynamischen Sequenzen gibt es allerdings auch einige eher hölzerne Momente, dafür aber auch ein gelungenes Spiel mit der Farbpalette und einen etwas reduzierten Stil, der aber gerade die dramatischen Momente (wo auch die etwas starre Einteilung der Panels durchbrochen wird) umso mächtiger macht. Ein letztes Mitglied des Autorenteams sei auch noch erwähnt: Das Cover wurde von Bill Sienkiewicz gezeichnet – er war 1984 für die erste Dune-Comic-Umsetzung verantwortlich. Hier schließt sich also der Kreis mit einer gelungenen Hommage an früher.

Fazit

Wenn wir schon noch eine ganze Weile auf die neue Verfilmung von Dune warten müssen (auch hier wird übrigens nicht der ganze erste Roman verfilmt, sondern gleich ein Sequel geplant), so kann der erste Teil des Graphic Novels zumindest unseren Spice-Hunger stillen. Etwas seltsam mag sich manchmal die Übersetzung anfühlen, die sich vor allem in so manchem Zitat (etwa der Bene Gesserit-Litanei gegen die Angst) nicht an die klassische Version hält (das könnte auch der neuen Übersetzung der Bücher geschuldet sein), und auch in Sachen Story ist es nur ein Appetizer; dennoch gelingt es der Comic-Umsetzung, uns ohne allzu große Verluste in Frank Herberts wunderbar komplexes Universum zu ziehen und jetzt schon die Vorfreude auf den zweiten Band zu schüren. Die Geschichte des Wüstenplaneten ist noch lange nicht zu Ende …

Verlag: Splitter Verlag
Seiten: 176
 Hardcover
Autor: Frank Herbert (Roman), Brian Herbert, Kevin J. Anderson
Zeichner: Raúl Allén, Patricia Martín, Bill Sienkiewicz (Cover)
Preis: circa 25 Euro

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Florian Scherz

Bereits früh entwickelte Florian zwei große Leidenschaften: Videospiele und Theater. Ersteres brachte ihn zu einem Informatikstudium und zu Jobs bei consol.MEDIA und Cliffhanger Productions; zweiteres lässt ihn heute (unter anderem) als Schauspieler, Regisseur, Komponist und Lichtdesigner arbeiten. Wenn er gerade keine Musicals inszeniert, spielt oder schreibt, vermisst er auf Shock2 Videospiele von anno dazumal in seiner Blog-Reihe "Spiele, die ich vermisse".

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